"Ich bin nicht Asatru weil ich einen Hammer trage, ich trage einen Hammer weil ich Asatru bin"
Heidentum und Asatru
Das alte Heidentum war keine Glaubenslehre sondern
eine aus der menschlichen Gemeinschaft entstandene Weltanschauung.
Diese entstand in den verwandtschaftlichen
germanischen Stämmen bereits lange vor Beginn unserer Zeitrechnung.
In der mündlichen Überlieferung
spiegelten die Mythen zusammen mit den späteren
Sagen das Selbstverständnis des Einzelnen und der Gemeinschaft wieder.
Viele der alten Lieder berichten vom mächtigen Göttervater
Odin (Wodan) und seiner Frau Frigga,
dem Menschenfreund Thor (Donar), dem fruchtbringendem
Geschwisterpaar Freyr und Freya, dem listigen Loki
und vielen anderen. Neben den Göttern sprechen die
Mythen auch von Zwergen, Alben und Riesen. Nicht
zuletzt die Ahnen, die Verstorbenen der eigenen Familie
(Sippe / Clan), fi nden Platz in den Legenden.
Die alten Lieder und Sagen sind allerdings mehr als
fantastische Literatur. Seit dem Beginn der Forschung
durch Jacob Grimm (geb. 1785) konnte das alte Weltverständnis
als bedeutender Teil des kulturellen Erbes
Europas in weiten Teilen rekonstruiert werden.
Dieser alte Weg - wie das Heidentum auch genannt
wird - ist auch in den Herzen der Menschen nie ganz
erloschen, denn es gab immer Heiden, die ihm gefolgt
sind und die alten Sagen weiter erzählten.
Asatru (= den Asen treu, auf die Götter vertrauend) als
neuheidnische Bezeichnung wurde erst im 20. Jahrh.
von Sveinbjörn Beinteinsson (1924-1993) neu geprägt.
Er begründete 1972 die Asatrúarfélagið, die in Island
1973 offi ziell anerkannte heidnische Religiongemeinschaft:
„Hier in Island ist das Heidentum eine ganz normale
Sache. Ich habe mehr Angst zuzugeben, dass ich
rauche, als dass ich Heide bin.“ Seit Sveinbjörn hat sich
der Begriff Asatru als neuheidnische Bezeichnung in
(Nordwest-) Europa und in den USA eingeprägt und
wird im allgemeinen als die naturreligiöse Anschauung
mit germanischem Hintergrund verstanden.
Das heutige Heidentum, das Asatru, versteht sich
als Naturreligion und will die alten Wurzeln der
heidnischen Weltanschauung weiterführen. Es
schlägt damit eine Brücke vom alten, kulturellen
Selbstverständis zur heutigen Zeit. Dabei geht es
um Rückfi ndung, nicht um Rückwärtsgewandtheit,
mehr um Leben als um exakte Rekonstruktion -
aus dem Grund, weil eine genaue Rekonstruktion
trotz besten Kenntnisstandes weder möglich, noch
in allen Einzelheiten wünschenswert ist. Asatru ist
daher eine möglichst wirklichkeitsnahe Rückfi ndung,
eine Identifi kation im alten Geistes-, Lebens-,
und Naturverständnis im Sinne unserer eigenen kulturellen
Wurzeln. Das leben wir heute mittlerweile
in der dritten und vierten Generation neu.
Sprachwissenschaftlich wird der Begriff „Heide“
i.d.R. von germanisch haithio (unbebautes, wildgrünendes
Land, Waldgegend, Heide) abgeleitet. In
dem Zusammenhang wurde von Heiden im Sinne
von Nicht (christlich-) Gläubigen gesprochen, weil
die Missionierungen die Landbevölkerung später
erreichten. Einer anderen Angabe zufolge, leitet
sich der Begriff Heiden von got. haiþno (haithno)
ab, was wiederum von griechisch ta ethne (die Völker) stammt.
Das neue Asatru kennt, entsprechend dem alten
Heidentum, kein einheitliches Glaubensbekenntnis
oder hierarchische Organisation von Priesterschaften,
sondern respektiert das besondere Bekenntnis
jedes Einzelnen, der die Gemeinschaft unserer alten
Götter sucht und ehrt.
Text mit freundlicher Genehmigung von http://www.eldaring.de