"Ich bin nicht Asatru weil ich einen Hammer trage, ich trage einen Hammer weil ich Asatru bin"



 
Vafthrudnismal- Das Lied von Wafthrudnir
  • Odin:
    1 Rat du mir nun, Frigg, da mich zu fahren lüstet
    Zu Wafthrudnirs Wohnungen;
    Denn groß ist mein Vorwitz über der Vorwelt Lehren
    Mit dem allwissenden Joten zu streiten.
  • Frigg:
    2 Daheim zu bleiben, Heervater, mahn ich dich
    Zu der Asen Gehegen,
    Da vom Stamm der Joten ich stärker keinen
    Als Wafthrudnirn weiß.
  • Odin :
    3 Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
    Befrug der Wesen viel;
    Nun will ich wissen wie's in Wafthrudnirs
    Sälen beschaffen ist.
  • Frigg :
    4 Heil denn fahre, heil denn kehre,
    Heil dir auf deinen Wegen!
    Dein Witz bewähre sich, da du, Weltenvater,
    Mit Riesen Rede tauschest. -
  • 5 Fuhr da Odin zu erforschen die Weisheit
    Des allklugen Joten.
    Er kam zu der Halle, die Ims Vater hatte;
    Eintrat Yggr alsbald.
  • Odin :
    6 Heil dir, Wafthrudnir! In die Halle kam ich
    Dich selber zu sehen.
    Zuerst will ich wissen ob du weise bist
    Und ein allwissender Jote.
  • Wafthrudnir:
    7 Wer ist der Mann, der in meinem Saal
    Das Wort an mich wendet?
    Aus kommst du nimmer aus unsern Hallen,
    Wenn du nicht weiser bist.
  • Odin :
    8 Gangrad heiß ich, die Wege ging ich
    Durstig zu deinem Saal.
    Bin weit gewandert, des Wirts, o Riese,
    Und deines Empfangs bedürftig.
  • Wafthrudnir :
    9 Was hältst du und sprichst an der Hausflur, Gangrad?
    Nimm dir Sitz im Saale:
    So wird erkannt wer kundiger sei,
    Der Gast oder der graue Redner.
  • Gangrad :
    10 Kehrt Armut ein beim Überfluß,
    Spreche sie gut oder schweige.
    Übeln Ausgang nimmt Übergeschwätzigkeit
    Bei mürrischem Manne.
  • Wafthrudnir:
    11 Sage du, so du von der Flur versuchen willst,
    Gangrad, dein Glück,
    Wie heißt der Hengst, der herzieht den Tag
    Über der Menschen Menge?
  • Gangrad :
    12 Skinfari heißt er, der den schimmernden Tag zieht
    Über der Menschen Menge.
    Für der Füllen bestes gilt es den Völkern,
    Stets glänzt die Mähne der Mähre.
  • Wafthrudnir:
    13 Sage denn, so du von der Flur versuchen willst,
    Gangrad, dein Glück,
    Den Namen des Rosses, das die Nacht bringt von Osten
    Den waltenden Wesen?
  • Gangrad :
    14 Hrimfaxi heißt es, das die Nacht herzieht
    Den waltenden Wesen.
    Mehltau fallt ihm am Morgen vom Gebiß
    Und füllt mit Tau die Täler.
  • Wafthrudnir:
    15 Sage denn, so du von der Flur versuchen willst,
    Gangrad, dein Glück,
    Wie heißt der Strom, der dem Stamm der Riesen
    Den Grund teilt und den Göttern?
  • Gangrad :
    16 Ifing heißt der Strom, der dem Stamm der Riesen
    Den Grund teilt und den Göttern.
    Durch alle Zeiten zieht er offen,
    Nie wird Eis ihn engen.
  • Wafthrudnir :
    17 Sage denn, so du von der Flur versuchen willst,
    Gangrad, dein Glück,
    Wie heißt das Feld, wo zum Kampf sich finden
    Surtur und die selgen Götter?
  • Gangrad :
    18 Wigrid heißt das Feld, da zum Kampf sich finden
    Surtur und die selgen Götter.
    Hundert Rasten zählt es rechts und links:
    Solcher Walplatz wartet ihrer.
  • Wafthrudnir:
    19 Klug bist du, Gast: geh zu den Riesenbänken
    Und laß uns sitzend sprechen.
    Das Haupt stehe hier in der Halle zur Wette,
    Wandrer, um weise Worte.
  • Gangrad :
    20 Sage zum ersten, wenn Sinn dir ausreicht
    Und du es weißt, Wafthrudnir,
    Erd und Überhimmel, von wannen zuerst sie
    Kamen? kluger Jote!
  • Wafthrudnir:
    21 Aus Ymirs Fleisch, ward die Erde geschaffen,
    Aus dem Gebein die Berge,
    Der Himmel aus der Hirnschale des eiskalten Hünen,
    Aus seinem Schweiße die See.
  • Gangrad :
    22 Sag mir zum andern, wenn der Sinn dir ausreicht
    Und du es weißt, Wafthrudnir,
    Von wannen der Mond kommt, der über die Menschen fährt,
    Und so die Sonne?
  • Wafthrudnir:
    23 Mundilföri heißt des Mondes Vater
    Und so der Sonne.
    Sie halten täglich am Himmel die Runde
    Und bezeichnen die Zeiten des Jahrs.
  • Gangrad :
    24 Sag mir zum dritten, so du weise dünkst
    Und du es weißt, Wafthrudnir,
    Wer hat den Tag gezeugt, der über die Völker zieht,
    Und die Nacht mit dem Neumond?
  • Wafthrudnir:
    25 Delling heißt des Tages Vater,
    Die Nacht ist von Nörwi gezeugt.
    Des Mondes Mindern und Schwinden schufen milde Wesen
    Die Zeiten des Jahrs zu bezeichnen.
  • Gangrad :
    26 Sag mir zum vierten, wenn du's erforscht hast
    Und du es weißt, Wafthrudnir,
    Wannen der Winter kam und der warme Sommer
    Zuerst den gütgen Göttern?
  • Wafthrudnir :
    27 Windswalt heißt des Winters Vater,
    Und Swasud des Sommers.
    Durch alle Zeiten ziehn sie selbander
    Bis die Götter vergehen.
  • Gangrad :
    28 Sag mir zum fünften, wenn du's erforscht hast
    Und du es weißt, Wafthrudnir,
    Wer von den Asen der erste, oder von Ymirs Geschlecht
    Im Anfang aufwuchs?
  • Wafthrudnir:
    29 Im Urbeginn der Zeiten vor der Erde Schöpfung
    Ward Bergelmir geboren.
    Drudgelmir war dessen Vater,
    Örgelmir sein Ahn.
  • Gangrad :
    30 Sag mir zum sechsten, wenn du sinnig dünkst
    Und du es weißt, Wafthrudnir,
    Woher Örgelmir kam den Kindern der Riesen
    Zuerst? allkluger Jote.
  • Wafthrudnir:
    31 Aus den Eliwagar fuhren Eitertropfen
    Und wuchsen bis ein Riese ward.
    Dann stoben Funken aus der südlichen Welt
    Und Lohe gab Leben dem Eis.
  • Gangrad :
    32 Sag mir zum siebenten, wenn du sinnig dünkst
    Und du es weißt, Wafthrudnir,
    Wie zeugte Kinder der kühne Jötun,
    Da er der Gattin irre ging?
  • Wafthrudnir:
    33 Unter des Reifriesen Arm wuchs, rühmt die Sage,
    Dem Thursen Sohn und Tochter.
    Fuß mit Fuß gewann dem furchtbaren Riesen
    Sechsgehäupteten Sohn.
  • Gangrad :
    34 Sag mir zum achten, wenn man dich weise achtet,
    Daß du es weißt, Wafthrudnir,
    Wes gedenkt dir zuerst, was weißt du das älteste?
    Du bist ein allkluger Jötun.
  • Wafthrudnir:
    35 Im Urbeginn der Zeiten, vor der Erde Schöpfung
    Ward Bergelmir geboren.
    Des gedenk ich zuerst, daß der allkluge Jötun
    Im Boot geborgen ward.
  • Gangrad :
    36 Sag mir zum neunten, wenn man dich weise nennt
    Und du es weißt, Wafthrudnir,
    Woher der Wind kommt, der über die Wasser fährt
    Unsichtbar den Erdgebornen.
  • Wafthrudnir:
    37 Hräswelgr heißt der an Himmels Ende sitzt
    In Adlerskleid ein Jötun.
    Mit seinen Fittichen facht er den Wind
    Über alle Völker.
  • Gangrad :
    38 Sag mir zum zehnten, wenn der Götter Zeugung
    Du weißt, Wafthrudnir,
    Wie kam Niörd aus Noatun
    Unter die Asensöhne?
    Höfen und Heiligtümern hundert gebietet er
    Und ist nicht asischen Ursprungs.
  • Wafthrudnir:
    39 In Wanaheim schufen ihn weise Mächte
    Und gaben ihn Göttern zum Geisel.
    Am Ende der Zeiten soll er aber kehren
    Zu den weisen Wanen.
  • Gangrad :
    40 Sag mir zum elften, wenn der Asen Geschicke
    Du weißt, Wafthrudnir,
    In Heervaters Halle was die Helden schaffen
    Bis die Götter vergehen?
  • Wafthrudnir:
    41 Die Einherjer alle in Odins Saal
    Streiten Tag für Tag;
    Sie kiesen den Wal und reiten vom Kampf heim
    Mit Asen Ael zu trinken,
    Und Sährimnirs satt
    Sitzen sie friedlich beisammen.
  • Gangrad :
    42 Sag mir zum zwölften, wenn der Götter Zukunft
    Du alle weißt, Wafthrudnir,
    Von der Joten und aller Asen Geheimnissen
    Sag mir das Sicherste,
    Allkluger Jötun.
  • Wafthrudnir :
    43 Von der Joten und aller Asen Geheimnissen
    Kann ich Sicheres sagen,
    Denn alle durchwandert hab ich die Welten,
    Neun Reiche bereist ich bis Nifelheim nieder;
    Da fahren die Helden zu Hel.
  • Gangrad :
    44 Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
    Befrug der Wesen viel.
    Wer lebt und leibt noch, wenn der lang besungne
    Schreckenswinter schwand?
  • Wafthrudnir:
    45 Lif und Lifthrasir leben verborgen
    In Hoddmimirs Holz.
    Morgentau ist all ihr Mahl:
    Von ihnen stammt ein neu Geschlecht.
  • Gangrad :
    46 Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
    Befrug der Wesen viel.
    Wie kommt eine Sonne an den klaren Himmel,
    Wenn diese Fenrir fraß?
  • Wafthrudnir:
    47 Eine Tochter entstammt der strahlenden Göttin
    Eh der Wolf sie würgt:
    GIänzend fährt nach der Götter Fall
    Die Maid auf den Wegen der Mutter.
  • Gangrad :
    48 Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
    Befrug der Wesen viel.
    Wie heißen die Mädchen, die das Meer der Zeit
    Vorwissend überfahren?
  • Wafthrudnir :
    49 Drei über der Völker Vesten schweben
    Mögthrasirs Mädchen,
    Die einzigen Huldinnen der Erdenkinder,
    Wenn auch bei Riesen auferzogen.
  • Gangrad :
    50 Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
    Befrug der Wesen viel.
    Wer waltet der Asen des Erbes der Götter,
    Wenn Surturs Lohe losch?
  • Wafthrudnir :
    51 Widar und Wali walten des Heiligtums,
    Wenn Surturs Lohe losch.
    Modi und Magni sollen Miölnir schwingen
    Und zu Ende kämpfen den Krieg.
  • Gangrad :
    52 Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
    Befrug der Wesen viel.
    Was wird Odins Ende werden,
    Wenn die Götter vergehen?
  • Wafthrudnir:
    53 Der Wolf erwürgt den Vater der Welten:
    Das wird Widar rächen.
    Die kalten Kiefern wird er klüften
    Im letzten Streit dem starken.
  • Gangrad :
    54 Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
    Befrug der Wesen viel:
    Was sagte Odin ins Ohr dem Sohn
    Eh er die Scheitern bestieg?
  • Wafthrudnir:
    55 Nicht einer weiß was in der Urzeit du
    Sagtest dem Sohn ins Ohr.
    Den Tod auf dem Munde meldet ich Schicksalsworte
    Von der Asen Ausgang.
    Mit Odin kämpft ich in klugen Reden:
    Du wirst immer der Weiseste sein.